Donnerstag, 28. Januar 2010

Getestet - Abschlussprüfungen an der Sophia

Nun sind die Prüfungen vorbei..! Das lasse ich mal so stehen... Jetzt habe ich wieder Zeit für die anderen Dinge im Leben.

Am
Montag (25. Jan.) ist nichts Großartiges passiert. In den beiden Stunden hatten wir uns jeweils auf die kommenden Prüfungen vorbereitet. Es wurden auch noch ein paar Übungsblätter ausgeteilt und Ablaufpläne der Prüfungen verkündet und dann konnten wir auch schon wieder gehen. So konnten wir auch etwas früher mit Lernen anfangen.

Am
Dienstag (26. Jan.) gab's dann die erste Endjahresprüfung. An diesem Tag war es Grammatik und Lesen. Zusammengefasst mussten wir Ausdrücke in Sätze einfügen, Partikel einsetzen sowie einen Text lesen und Fragen dazu beantworten. Eine typische Prüfung halt. Eher untypisch war aber die Aktion unseres Lehrers vor dem Beginn des Tests. Er hat alle Teilnehmer des JLP270B Kurses aufgefordert sich für ein kleines "Klassenfoto" zusammenzufinden. Quasi als kleine Erinnerung. So gingen wir auch alle, nach kurzer Verwunderung, wie aufgefordert in den vorderen Bereich des Prüfungsraumes und ließen uns zusammen mit Noguchi-Sensei ablichten. Glücklicherweise hat Stefan schnell geschaltet, und seine Kamera auch gleich gezückt. Somit konnte ich von ihm diesen kleinen Schnappschuss bekommen.

Das ist der Kurs 270B des intensiv Japanese 2 Programms der Sophia-Uni. Ganz rechts steht unserer "Klassenlehrer" Noguchi-sensei, welcher die Idee mit dem Foto vorgeschlagen hatte. Seine markantesten Aussagen waren "Jikan ga nai; megasupiido de" ("keine Zeit; nun schnell machen") oder "Kurisutaru kureearu desu ne" ("ist doch kristallklar, oder?").

Nach circa. 2 Stunden grübeln war für mich der Terz vorbei und ich bin dann zusammen mit Nami, welche kurz vor mir mit dem Test fertig war, in die Mensa runtergegangen. Dort hab ich mir zur Feier des Tages ein kleines Steak mit süßem Senf auf Salat mit Reis und Zwiebelringen für 450 Yen gegönnt. Danach ging es wieder nach Hause, um für den bevorstehenden Kanjitest zu büffeln.

Am Nachmittag klopfte jedoch spontan ein netter Polizeibeamter an meine Zimmertür und bat mich um das Ausfüllen eines kleinen Formulars. Seit Weihnachten schneit nämlich ab und an mal die Polizei im Wohnheim vorbei und befragt nach und nach einige Bewohner des DK nach Namen, derzeitiger Adresse (Anm: die Befragung findet VOR dem Zimmer statt in welchem ich wohne...), den Geburtstag und anderen Daten zum Aufenthalt in Japan etc... Brav befolgte ich die Anweisungen und schrieb die geforderten Dinge auf das dünne Blatt Papier. Das war sozusagen meine zweite Befragung an diesem Tag, aber die musste halt sein.

Nach dieser kleinen Razzia ist aber nichts mehr weiter spannendes passiert, und ich konnte mich wieder dem Pauken für den nächsten Tag widmen.

Da ich relativ früh ins Bett gegangen bin, konnte ich den
Mittwoch relativ ausgeschlafen beginnen. Doch je näher ich der Uni kam, desto träger wurde ich und wollte am liebsten wieder heimkehren. Leider siegte der kleine Engel über den Teufel auf meiner Schulter, und ich setzte mich in den Prüfungsraum. Gleiche Zeit und selber Sitzplatz wie am Vortag.

Als unsere Kanjilehrerin Komine-Sensei ankam, fragte ich sie kurzerhand nach einem kleinen Klassenfoto zur Erinnerung. Sie sagte zu, und ich konnte meine Sammlung mit Klassenfotos erweitern. Unglücklicherweise hatte Stefan dieses Mal seine Kamera nicht dabei gehabt, und ich musste daher mein Handy verwenden. Daher ist die Qualität auch nicht allzu sehr berauschend.

Selber Kurs - andere Lehrerin. Komine-sensei gestaltete ihren Unterricht immer wieder mir lustigen Beispielen für verschiedene Kanji. Sie band uns auch immer in einige ihrer Erklärungen mit ein. Wir waren ihre letzte Klasse vor ihrem Ruhestand.

Im Test begegneten uns die diversesten Aufgabentypen, um auch die kleinsten Details im Bezug auf Lesungen, Schreibungen und Kombinationen von Kanji herauszufinden. Nach 2 Stunden und 7 Seiten war auch diese Hürde überstanden.
Da unsere Kanjilehrerin nach unserem Kurs in Rente ging, habe ich mich noch einmal bei ihr für den schönen und lustigen Unterricht bedankt und habe auch (wie die anderen im Kurs) noch ein kleines Geschenk (Kalender) und einen Brief bekommen. War schon schön...

Danach ging ich mit Nami, Marlene und Christian in die Mensa, um sich die vom Denken geleerten Bäuche wieder zu füllen. Anschliessend machten wir uns auf den Nachhauseweg, damit wir uns für den letzten Tag des Prüfungsmarathons vorbereiten konnten.

Als Nami am Morgen des
27. Januar (Do.) mit ihrem Glücksring kurz an einer Schuhfachtür hängen blieb, scherzten wir darüber noch auf dem Weg zum Bahnhof mit ironischen Kommentaren , dass dies wahrscheinlich ein böses Omen war. Wie recht wir erst damit hatten, merken wir, als wir am Aufgang zum Bahnhof eine unglaubliche Masse an Leuten sahen, welche ungeduldig auf etwas zu warten schienen. Schnell kamen uns Erinnerungen von den Bahn- und Unterrichtsausfällen aufgrund des Taifun vom 08. Oktober und wir bangten um unsere pünktliche Ankunft zur Prüfung. Wir kämpften uns bis zu den Bahnhofschranken vor uns stellten uns mit den Massen an. Glücklicherweise begann sich kurze Zeit später das Problem zu lösen, und wir konnten unsere Bahn doch noch erwischen.

Viele genervte Gesichter blickten in Richtung der versperrten Bahnhofschranken am Bahnhof in Nishi-Kawaguchi. Kurze Zeit nach dem Foto wurden wieder nach und nach einige Leute hereingelassen.

Als unsere Bahn in Akabane einfuhr, entschied ich mich spontanerweise die Route über Shinjuku zu nehmen. Liane, Marlene und Nami blieben in der Keihin-Tojoku-Linie und entschieden sich über Akihabara zu fahren. Ich machte also einen Solotrip.
Da ich also allein unterwegs war, und somit auch recht flexibel unterwegs sein konnte, habe ich sogar einen Sitzplatz zwischen zwei Japanern in der Saikyo-Linie ergattern können. Plötzlich begann mich jedoch einer meiner japanischen Sitznachbarn mit einem "Guten Tag" anzusprechen. Das ließ mich schon etwas stutzen.
Es stellte sich in dem darauffolgenden Gespräch heraus, dass der nette Herr schon drei Mal in Deutschland war (Frankfurt, München und Neuschwanstein) und dort auch schon etwas Deutsch gelernt hatte. Dass er mich zielgenau als Deutschen einordnen konnte, verdankte ich der regelmäßigen Nutzung der Saikyo-Linie zusammen mit Liane, Nami und Marlene. Er hatte uns dadurch öfters gesehen und auch unsere Gespräche mitbekommen. Da ich dieses Mal alleine war, traute er sich mich einmal anzusprechen.
Somit redeten wir die ganze Strecke von Akabane bis Shinjuku über seine Rundreisen in Europa und über mein Japanischstudium an der Sophia. Eine nette Gelegenheit mal das Japanisch auszutesten.

In der Uni begannen wir den Tag mit einer halbstündigen Hörverständnisübung, gefolgt von einem zweistündigen Aufsatzschreiben mit eingebundenem Interview. Unser Thema des Aufsatzes konnten wir aus drei Vorgaben wählen. Für das mündliche Interview mussten wir zuerst über ein selbst erlebtes Ereignis in Japan reden (hab die Begegnung am Morgen genommen), sowie über "Wahlfleischessen: Ja oder Nein?" diskutieren.

Als die Prüfung vorbei war, entschied sich ein Teil des Kurses (11 Leute) Essen zu gehen. Nach kurzem Herumrätseln entschieden wir uns für ein koreanisches Restaurant in der Nähe des Campus.

Koreanisches Essen besteht meines Empfindens nach zu 70 Prozent aus scharf eingelegtem Kohl (kimchi; im rechten Bild ganz vorne). Den Rest konnte ich nicht identifizieren. Es war mal eine interessante Abwechslung etwas (fast) nicht-japanisches zu essen. Die Nudeln waren nämlich noch japanischen Ursprungs. Glücklicherweise bekamen wir kostenlos Tee nachgeschenkt, um das brennende Prickeln auf der Zunge zu bändigen.

Nachdem wir uns also zur Feier des Tages die Bäuche mit scharfem Zeug voll gehauen haben, ging es wieder nach Hause, wo ich nun meinen Blog schreibe... So weit - so gut.

Am Abend gab es noch eine kleine Abschiedsparty von einigen Leuten, welche in den kommenden Tagen wieder heimkehren müssen. Als ich herumgefragt habe, wer denn nun alles seine Koffer gepackt hat, musste ich feststellen, dass sich fast das halbe Wohnheim verabschiedet. Darunter waren auch einige Leute, mit denen ich auch schon das ein oder andere erlebt habe. Da kommen auch schon ein paar Gedanken über die eigene Abreise... Aber die ist noch etwas hin.

Ich weiß noch nicht, was mich alles im ersten Monat meiner Ferien erwartet. Wahrscheinlich werde ich noch einige Orte in Tokyo und Umgebung bereisen, dazumal ich nun auch einen Reiseführer habe, welchen ich mir damals im Rathaus mitgenommen habe.

Soweit mal wieder von mir.


Wer gerne möchte, der kann auch mal ein paar Kommentare dalassen.


Freitag, 22. Januar 2010

Fragen über Fragen...

Diese Woche war wahrscheinlich die letzte Woche, in der es noch den letzten anständigen Unterricht des Semesters gegeben hat. Denn die Endjahresprüfungen nahen, und alles dreht sich nun langsam um die Vorbereitungen dafür.

Wie ich noch am Ende des letzten Beitrags erwähnt habe, gab es für mich noch ein kleines Referat zu halten. Mein Termin wurde damals per Losverfahren (Karten ziehen) auf den 19. Januar (Di.) gelegt, womit ich relativ zufrieden war. Mein Vortrag bestand an sich nur aus einer Auswertung der Ergebnisse meines Interviews auf japanisch. Soweit nichts spannendes. Die anderen mussten zuhören und auf einen kleinen Zettel ihre Kommentare zu meiner Rede aufschreiben. Die bekomme ich dann auch irgendwann zum Lesen.

Am Mittwoch (20. Jan.) hab ich den ersten "take home" Test meines Lebens bekommen. An sich beinhaltete dieser Kanjitest die gleichen Aufgabenstellungen, wie ein normaler Test. Jedoch konnten wir das Blatt mit nach Hause nehmen und ganz bequem und ohne Zeitdruck ausfüllen. Ich habe mir am Nachmittag eine gute Musik ausgesucht, ein Stück Schokolade angebrochen und das Blatt in aller Ruhe ausgefüllt. Meiner Meinung nach könnten die Lehrer so etwas ruhig öfter machen.

Am Freitag (22. Jan.) haben wir ebenfalls einen take home Test im Grammatikunterricht bekommen. So können wir uns auch besser auf das Lernen für die Endjahresprüfungen konzentrieren, als für einen Lektionstest büffeln zu müssen.

Am Nachmittag des selben Tages war noch eine kleine Befragung unter einigen deutschsprachigen Studenten angesetzt, von der mir Stefan zwei Tage zuvor erzählt hatte. Es wurden mindestens 10 deutsche Muttersprachler gesucht, welche die Aussprache von 30 Japanern bewerten sollten. Gekommen waren neben mir auch Nami, Liane, Sven, Marlene, Christian, Leon sowie noch zwei Bekannte von Sven, welche alle durch Mundpropaganda von der Befragung erfahren haben. Das bewies auch einmal wieder, dass wir uns ja schon ein relativ gutes Informationsnetzwerk in der Sophia aufgebaut haben, oder?
Die Befragung bestand an sich aus dem Anhören von Sätzen am Computer (Bsp.: "Soll ich etwas zur Party mitbringen" oder "Ich fahre am Samstag in die Berge") und der anschließenden Bewertung hinsichtlich der Aussprache, Intonation, Sprachmelodie sowie anderen Dingen.
Dass die leitende Professorin deutsche Phonetik unterrichtet, merkte man an einigen Antwortkategorien. Beispielsweise sollten wir anmerken, ob wir eher die "plosiven" oder die "frikativen" Abweichungen im Bereich der Aussprache der Konsonanten als besonders störend empfanden. Deutsch ist eben auch nur eine Fremdsprache...
Jedenfalls gab es am Ende auch eine kleine Belohung für's Mitmachen, welche wir alle freudig entgegengenommen haben.

Nun steht mir ein Wochenende voller Lernarbeit bevor. Wenn alles gut läuft, und ich noch in sieben Tagen am Leben sein sollte, dann schreibe ich über die Prüfungshöll... äh... woche.


Soweit von mir.


Ach ja... Wer bei "plosiv" und "frikativ" auch nur "Bockwurst mit Fritten" versteht, dem wird noch fix geholfen: Plosiv sind (Explosiv-)Laute wie "t", "k" oder "q"; Frikativ sind Beispielsweise Laute wie "s", "ß", "w" oder "z". Damit hab ich nun auch meine didaktische Pflicht erfüllt. Viel Spaß beim Weitertragen und Angeben.


Samstag, 16. Januar 2010

Wieder eine Woche 'rum...

Tja... Wo fang ich denn heute an...?

Am letzten Sonntag (10. Jan.) feierte Masako zusammen mit einigen anderen Bewohnern aus dem DK Warabi sowie einigen anderen Freunden ihren Geburtstag in der Lounge im Wohnheim. Zum Anlass des Tages gab es am Abend "yakinikku" (kurzum: gebratenes Fleisch), welches zusammen mit einigen Beilagen wie Salat, Gemüse und Meeresgetier auf extra dafür bereitgestellten Platten gebraten wurde.
Nebenbei haben wir Musik vom MP3 Player über die Stereoanlage spielen lassen, welche seit Weihnachten in der Lounge herumsteht. Dummerweise wurden sowohl die zwei Platten, als auch die Anlage an nur eine Steckdose (mit Verteilern) angeschlossen. Somit haben wir nach und nach die Hälfte aller Steckdosen in der Lounge aufgrund von Überlastung außer gefecht gesetzt. Trotzdem waren später am Abend sowohl die Platten als auch die Musik noch richtig heiß geworden.
Da der folgende Tag ein Feiertag war, brachen ein paar Leute nach dem Essen zum Karaoke nach Warabi auf, um die Nacht durchzusingen. Da mir die Müdigkeit die Augenlider schwer werden ließ, habe ich für dieses Mal passen müssen. In den Ferien werde ich mir wahrscheinlich so einen Tag mal leisten...

Wie oben schon kurz erwähnt, war der 11. Januar (Mo.) ein Feiertag in Japan. Damit konnte ich meinen fehlenden Drei-Königs-Feiertag kompensieren. Der einzige Unterschied war der Anlass: Hierzulande wird am zweiten Montag im Januar der sogenannte "seijin no hi" (Tag der Volljährigen) für alle Personen gefeiert, welche an diesem Tag 20 Jahre alt werden, oder in diesem Jahr noch dieses Alter erreichen. Alkohol und Zigaretten sind für diejenigen, welche es nötig hätten, also nicht mehr ein Tabu. Auto kann nun auch gefahren werden.
An diesem Tag ziehen viele Feiernde einen kimono (Frauen) oder einen Anzug (Männer) an, und sind dann somit leicht als solche zu erkennen. Leider habe ich es an diesem Tag nur bis zum Supermarkt geschafft, und konnte leider keine Trachten sehen. Aber so hätte es wohl sein können:

Mädels im Kimono mit Fellbesatz wegen der im Januar noch vorherrschenden Frische (Quelle: Wikipedia).

Ab Dienstag startete dann wieder eine neue Uniwoche. Neben dem normalen Alltag haben wir auch untereinander debattiert (Di.), andere Japaner in Besucherstunden interviewt (Do.) und unsere grauen Zellen in Tests strapaziert (Di., Mi., Do., Fr.).

Am Mittwoch
ging es nach dem Unterrich für mich noch einmal kurz nach Shinjuku. Nami schlug spontan einen Besuch des Rathauses vor, weil sie vermutete, dass man nach dem Regen am Vorabend klare Sicht hätte. Dem war auch so. Leider konnten wir dennoch nicht den Fuji sehen, da wahrscheinlich in seiner Umgebung Massen an Schneewolken ihr Unwesen trieben. Aber nur dort. Keine einzige Flocke landete in meiner Sichtweite.
Irgendwie ironisch, dass man sowohl in Europa als auch in Japan von einem Rekordwinter spricht und man hier in der Kanto-Ebene blausten Himmel über Wochen hinweg hat.

Donnerstag
habe ich nicht nur Japaner über ihre Meinung ausgefragt ("sollen japanische Männer im Haushalt helfen?"); ich habe mich nach dem Unterricht auch selbst ausfragen lassen. Indirekt hab ich zusammen mit Stefan einen Beitrag zum Computerseminar zwischen der MLU Halle-Wittenberg und der Keio-Universität geleistet. Ich musste nur etwas über meine Erfahrungen im Ethikunterricht berichten. Glücklicherweise auf Deutsch.

Das war's auch schon wieder von den interessanten Dingen meines Studentendaseins in dieser Woche. Am Wochenende stehen Hausaufgaben, Zimmer putzen, Wäsche waschen und Vorbereitungen für ein Referat über die Ergebnisse meines Interviews an.
Eine für Erholung eher suboptimal ausgelegte Planung. Tja.


Soweit von mir.


Samstag, 9. Januar 2010

Lebenszeichen - Gedanken über den Unterricht

Tja... Diese Woche hat die Uni am 05. Januar (Di.) wieder ihre Tore geöffnet und ich habe mich wieder in den "fast-nichts-außer-Uni-Modus" versetzt.

Die Ferien waren zwar einigermaßen erholsam, aber auch - meiner Meinung nach - viel zu kurz. Mir ist in der Freizeit aufgefallen, dass ich an den Abenden, an denen ich normalerweise in meinem Zimmer sitze und lerne, oftmals einige Japaner in der Lounge sind, mit denen man sich prima unterhalten kann (Mamiko, Masako, Kazu und noch einige andere). Und das oftmals auch recht lange. In solchen Momenten kann man sein Japanisch auch sehr gut erproben und einige neue Dinge lernen. Solche gemachten Erfahrungen hab ich ebenfalls von einigen ehemaligen Austauschschülern oder -studenten gehört, welche in Gastfamilien waren.

Ironischerweise halten mich nun ausgerechnet die Vor- und Nachbereitungen für die Uni von solchen Dingen ab. Es ist jetzt nicht so, dass ich überhaupt nichts im Unterricht lerne, aber wir sollten ja unser gelerntes Japanisch auch im Alltag anwenden. Aber man kommt halt vor lauter Lernen zu nichts anderem.

Der am Anfang des Semesters von Noguchi-sensei wohlgemeinte Ratschlag ("Wenn ihr noch irgendwie Freizeit haben wollt, dann nehmt NICHT den Intensive-Kurs") scheint sich bewahrheitet zu haben. Dazumal sich auch die Aufwendungen für die Intensive-Kurse im Vergleich zum letzten Jahrgang sogar noch einmal erhöht haben sollen, überlege ich im nächsten Semester lieber den Regular-Kurs zu nehmen, damit ich mir noch für eine außeruniversitäre Aktivität Zeit nehmen kann ohne meinen Terminplaner zu überladen. Auch im Hinblick auf den folgenden Intensive 3 Kurs scheint das schon eine Überlegung wert zu sein. Über diesen Kurs habe ich gehört, dass dieser nämlich recht viel Arbeit umfassen soll und viele Nerven kostet.

Es ist nur noch knapp einen Monat bis zu den Frühlingsferien. Bis dahin gibt es noch einige Unitage mit Tests und die Endprüfungen. Danach kommen jedoch ganze zwei Monate an Freizeit, auf die ich mich schon mit voller Sehnsucht freue.


Soweit von mir. Mal sehen, ob irgendetwas Interessantes in der nächsten Woche geschieht.


Samstag, 2. Januar 2010

Gut gerutscht - Jahreswechsel in Japan

Neues Jahr - alter Blog. Es kommt mir bei diesem Eintrag vor, als ob ich über eine Woche schreiben würde. Aber es sind nur drei Tage, an denen aber 'ne Menge gemacht wurde. Es wird eine Menge an Lesestoff werden, mit dem ich wahrscheinlich die folgenden, ereignislosen Tage kompensieren werde.

Nun denn...

Der 31. Dezember (Do.); also der letzte Tag des Jahres wird in Japan O-misoka genannt. Weil Leon und ich in unseren allabendlichen Tischtennisspielen den Tischtennisballvorrat im DK Warabi pulverisiert haben, entschieden wir uns an diesem Tag ein paar Ersatzbälle zu besorgen. Aber da uns der "Supermarkt umme Ecke" zu langweilig war, verknüpften wir unsere Pflicht mit einer Tour nach Shibuya. Einerseits, weil wir dank Monatsticket etwas sparen konnten, und andererseits, weil Leon noch nie dagewesen war.

Wir fuhren also mit der Keihin-Tohoku- und der Saikyo-Linie zum besagten Ort und haben uns erst einmal in einem Musikladen aufgetaut (es war bewölkt und kalt). Als sich die Sonne und der Hunger zeigten, entschieden wir uns nach einem günstigen Lokal zu suchen. Da wir aber bei sporadischer Suche keinen Laden finden konnte, welcher Fleischloses für billig Geld verkaufte (Leon ist Vegetarier; ich muss sparen), entschieden wir uns kurzerhand für Reisbällchen und Sushi aus dem Convenient-Store. Das Essen verspeisten wir nach erfolglosem Sitzgelegenheiten-Suchen auf einer Mauer sitzend am Straßenrand in der Nähe des Yoyogi-Parks. Nebenbei knipsten wir auch ein paar Bilder



"Auf der Mauer, auf der Lauer." Da man wahrscheinlich alle Bänke in Shinjuku und Harajuku entfernt zu haben schien, haben wir es uns auf einer Mauer im Sonnenschein bequem gemacht. Dank unserer Größe (Leon: 193cm; ich: 192cm) konnten wir sie auch recht einfach erklimmen. Sehr zum Erstaunen einiger Passanten.

Nachdem wir gesättigt waren, besuchten wir den Yoyogi-Park, welchen ich mir auch schon im Februar mit einigen Freunden angesehen habe.


Innerhalb des Parks wimmelte es nur so von Raben. Anscheinend schienen sie dort ihr Hauptquartier zu haben. Neben dem schwarzen Federvieh flanierten auch eine Menge Besucher auf den Wegen, welche die Sonnenstrahlen, den Springbrunnen und das "zwitschern" der Raben genossen.

Körperlich und seelisch gestärkt machten wir uns nach dem Parkbesuch auf die Suche nach einem Geschäft, welches Tischtennisbälle verkaufte. Da wir nicht genau wussten, wo das nächstbeste Örtchen dafür zu finden war, gingen wir in die Takeshita-Dori (auch ein altbekannter Ort für mich). Und dort fanden wir auch in einem Laden Bälle und ein japanisches Kartenspiel mit dem Namen "Hanafuda", welches ich so gerne spiele. Danach wollte ich noch Leon einen kleinen Schrein zeigen, welchen ich damals mit Nami und Shu zufälligerweise entdeckt haben.

Das ist die Takeshita-Dori, wie man sie im Februar sehen konnte. Ich habe leider kein aktuelles Bild geknipst, aber bis auf die unterschiedliche Ballon-Figur und dem schlechten Wetter sah sie noch genau so aus.

Am besagten Schrein angekommen hatten wir das Glück an einer rituellen Reinigung des Schreingeländes beizuwohnen, welche zum Jahresende an allen Shintoschreinen durchgeführt wird. Ich habe aber aus Respekt keine Fotos geschossen.

Auch ein altes Bild. Bei der Zeremonie waren an die zehn Priester, zwei Schreinjungfrauen und noch ein paar Gehilfen beteiligt. Die Zuschauer wurden bei der Gelegenheit ebenfalls rituell gereinigt. Am interessantesten fand ich das Ritual, bei dem man sich das Böse mit einem Stück Papier von sich abwischen musste. Da wir keine Shintoisten sind haben wir uns aber nicht abgeputzt.

Danach ging es wieder ins Wohnheim in dem ich am Abend zusammen mit Leon, Nami, Alisa [Rus.], sowie mit Tina und Freunden in das neue Jahr feiern wollte.
Zum Abend haben wir uns also in der Lounge versammelt und schauten bis kurz vor Mitternacht eine der berühmtesten Fernsehsendung in Japan. Diese hieß "Kouhaku Uta Gassen", in welcher das rote Team (berühmte weibliche Sänger) gegen das weiße Team (berühmte männliche Sänger) antritt und am Ende der Show (nach 5 Stunden) der Sieger gewählt wird. An diesem Abend waren die Männer die Sieger. Beim Anschauen fühle es sich fast so an wie der Eurovision Song Contest. Nur, dass es nicht so viele Parteien gab. Bei der Abstimmung konnten wir sogar per Fernbedienung mitwählen.

Als es Mitternacht schlug, sahen wir im Fernsehen, wie unendlich viele Menschen an einem Tempel in der Nähe des Tokyo Towers unendlich viele Ballons in den Nachthimmel entließen. Im Gegensatz zu meinem heimatlichen Neujahrsbrauch wird in Japan aber kein Feuerwerk gezündet. Nicht ein einziger Mensch ließ es knallen. Irgendwie schön und schade zugleicht. Kein Rauch, Lärm oder Müll.

Wir stießen noch auf das neue Jahr an und schauten noch etwas Fernsehen, bis einer nach dem anderen ins Bett ging.

Am ersten Januar (Fr.) wollten wir (Leon, Tina, Alisa und ich) es den Japanern gleichtun und den ersten Schreinbesuch des Jahres (Hatsumoude) zum japanischen Neujahr (Shougatsu) zelebrieren. Da der Meiji-Schrein aber allen Anschein überlaufen war, entschieden wir uns zum Schein und zum Tempel in Warabi zu laufen.

Als erstes gingen wir zum Tempel, welchen ich zu meiner Schande auch schon mal etwas früher besucht haben könnte. Dort war es noch nicht so voll. Eher schon idyllisch.

Neujahr am Tempel. Kaum eine Menschenseele war auf dem Tempelgelände zu sehen.

Da der Schrein nicht so weit vom Tempel entfernt war, machten wir auch einen Abstecher dorthin. Aber im Gegensatz zu dem buddhistischen Gegenpart waren hier wesentlich mehr Leute anwesend, welche eine Riesenschlange bildeten (ca. 80 bis 100 Meter) um am Schrein für ein gutes Jahr zu beten. Auf dem Scheingelände konnte man sich auch an einigen Läden Glücksbringer, Essen und sogar Videospiel kaufen. Fast schon wie Flohmarkt.



Eine Menge Leute besuchten den Schrein, auf dessen Gelände man allerhand Dinge erstehen konnte. Unten links sieht man den Wunschhelfer Daruma, dessen rechte Pupille man ausmalen soll, wenn man einen Wunsch hat. Ist der Wunsch erfüllt, kann man auch die zweite Pupille ausmalen. Im Bild daneben sieht man das Okonomiyaki, welches ich mir gegönnt habe, und was himmlisch geschmeckt hat (auch wenn's nicht so aussieht).

Danch machten wir uns wieder auf dem Nachhauseweg, und ließen den ersten Tag des Jahres ruhig und gemütlich ausklingen, indem wir in der Lounge eine sehr bekannte Fernsehserie namens "Sasuke" schauten. In dieser Spielshow versuchen die Teilnehmer einen sehr kräftezehrenden Hindernislauf zu bewältigen, welchen man angeblich nur mit Ninjakräften bewältigen kann. Hier ein Zusammenschnitt des Gewinners von 2006 (welcher aber auch 2010 teilnahm):


Das schlaucht schon beim Zusehen. Dieser fitte Herr mit dem Namen Makoto Nagano, schaffte den Parcour im Jahre 2006. 2010 rutschte er schon in der ersten Runde versehentlich aus, und musste ausscheiden. Aber nächstes Jahr gibt es auch eine neue Chance.

Danach ging es ins Bett.

Am 02. Januar (Sa.) war nichts spannendes passiert. Am Abend gab es wieder ein besonderes Programm im TV zu sehen. Es war ein Kabukistück, welches man zu Neujahr spielt. Somit haben wir auch etwas Kultur zu sehen bekommen. Hier ist etwas Kabuki (Werbefilm für ein Kabukispiel im Kino) für alle, welche es noch nicht kennen sollten:


Die Flöten, Trommeln und verzerrten Gesichter sind das Hauptmerkmal von Kabuki. Streng eingehaltenene Choreografien und schrille Töne gehören auch dazu.

Ab dem 03. Januar (So.) beginnen meine Vorbereitungen für die Uni, welche am 05. wieder weitergeht. Große Pläne sind also an den letzten Tagen der Winterferien nicht gesteckt. Demzufolge auch leider keine nennenswerten Einträge.


Soweit von mir.


Übrigens ist im japanischen Horoskop das Jahr 2010 das Jahr des Tigers. Das merkt man spätestens daran, dass die japanischen Neujahrskarten oftmals mit Tigermotiven bedruckt werden.