Samstag, 24. Juli 2010

Tierwelt in Warabi

Nach meinen mittlerweile schon 10 Monaten hier in Japan, habe ich so einige Tiere gesehen, welche in deutschen Gefilden eher selten oder anders vorkommen. Nun ist es mal an der Zeit von meinen Erlebnissen mit den pelzigen, krabbelnden, lärmenden oder schwimmenden Viechern in meinem Umfeld zu berichten. Und da gibt es so einige.

Vögel

Die wahrscheinlich ersten Vögel in Tokyo, auf die man treffen wird, sind Krähen. Die sind das ganze Jahr zu und zu jeder Tageszeit in der Stadt zu finden und krächzen lauthals in der Nachbarschaft herum. An den Tagen, an denen der Müll herausgebracht wird, machen sich die schwarz gefiederten Biester auf der Suche nach Resten in Scharen über alle Säcke her, welche nicht mit Netzen abgedeckt oder sonst wie gesichert sind. Meistens hinterlassen sie danach auch immer eine riesiege Sauerei. Groß sind die Ebenfalls.



Leider habe ich auf dem rechten Bild keine Krähen "inflagranti" erwischt. Aber so sieht es an den meisten Mülltagen aus, wenn der Müll nich abgesichert wurde.

Eine weitere fliegende Spezies sind Vögel, welche Nami kurzerhand "Bananenvögel" getauft hatte, da sie beim Fliegen wie Bananen gekrümmt sind. Ihr nerviger Ruf ist steht dem der Krähen in nichts nach. Besonders im Frühjahr haben diese Vögel gekreischt wie am Spieß. Leider kenne ich ihre genaue Bezeichnung nicht und habe sie auch nicht nach Recherche gefunden. Ich vermute mal, dass es japanische Amseln oder Stare sind, aber da bin ich mir nun auch nicht sicher.

Haustiere

Hier streunen in der Nachbarschaft sehr viele Katzen herum. Ein besonders häufig auftretendes Merkmal von ihnen ist der fehlende Schwanz, welcher bis auf einen Stummel reduziert ist. Wahrscheinlich eine oft praktizierte Methode bei Hauskatzen bevor sie ausgebüchst sind. Weiterhin sind sie sehr scheu und lassen einen nicht mal auf fünf Meter herankommen, was mir aber wegen meiner Katzenallergie gerade recht kommt. Das Wohnheimmanagement hat zurzeit eine zugelaufene Katze bei sich im Büro, welche es sich dort gut gehen lässt und Chaos stiftet.

Freunde der besten Freunde des Menschen finden hier eher weniger Abwechslung. Hier scheint eine Art kleiner Hunde sehr beliebt zu sein, welche man auch mal als "Fußhupen" bezeichnen kann und die man bequem in einer Handtasche verstauen kann. Treffen sich zwei von denen dann auf der Straße wird auch schon aus Leibeskräften losgekläfft. Zum Leidwesen der Mittagsruhe. Andere Hunderassen wie den Shiba Inu oder den Welsh Corgi habe ich hier ins Herz geschlossen und zu meinen persönlichen Favoriten erklärt. Zumindest hier in Warabi scheinen das die geläufigsten Arten zu sein, welche man hier antrifft.

Das hier ist ein kleiner Shiba Inu Welpe, wie man ihm im Tiergeschäft in Venus Forte auf Odaiba kaufen kann. Für mich sind sie DIE Hunde Japans.

Flussbewohner

Hier in der Nähe plätschert ja auch ein kleiner Flusslauf (Midori Kawa) in dem einige Tiere leben. Ab und an sieht man ein paar Enten und wenn der Wasserstand hoch ist, erkennt man ab und an armlange Karpfen (aber keine Kois) unter der Wasseroberfläche. Eines Tages war der Wasserstand des Flusses so niedrig, dass die Fische nicht mehr weiter kamen und fast auf dem Trockenen lagen. Aber ein netter Mann versuchte einige der Fische zu retten und trug sie in tiefere Gewässer weiter abwärts.

Wenn die Dämmerung einbricht habe ich ab und an einige Fledermäuse herumflattern sehen, welche über dem Fluss nach Mücken gejagt haben. Zuerst habe ich sie erst für Spatzen gehalten.

Insekten und Krabbelviecher

Die wohl neuesten Entdeckungen habe ich hier aber wohl in der Insektenwelt gemacht. Hier scheinen die Käfer aufgrund des warmen Klimas wesentlich größer zu wachsen als in deutschen Gefilden.
Mitte Herbst des letzen Jahres habe ich auf dem Weg nach Hause meine erste Gottesanbeterin gesehen. Sie sind ungefähr so groß wie eine Handfläche und können bemerkenswert gut sehen. Als ich auf sie zugelaufen bin, hat sich mich schon aus drei Metern Entfernung erkannt und wollte wegkrabbeln. Ich hab nur ein kleines Foto mit dem Handy geknipst und hab sie dann wieder ihres Weges krabbeln lassen.

Irgendwie interessant, diese Wesen. Ich hatte auch schon eine auf dem Sophia Campus gesehen und vom Fußweg ins Gebüsch getragen. Die haben ziemlich weiche Hinterteile...

Wenn es im Sommer richtig warm wird fangen hier die Zikaden an zu singen, zu zirpen oder zu knattern. In der Nähe des Sophia Campus kann man zwei verschiedene Sorten hören, welche unsichtbar in den Bäumen herumlärmen. Sie hört man sogar durch den Verkehrslärm und durch geschlossene Fenster. Bisher klingen sie für mich aber noch mehr nach "typisch japanischen Sommer" als nach "Nervtot".

Links eine Zikade, welche ich in der Nähe des Yotsuya Campus an einem Pfahl gefunden habe. Ihr Ruf klingt wie ein beschleunigender Formel 1 Wagen im Miniaturformat. Rechts die Haut einer anderen Zikadenart, welche auf dem Weg hinter dem Wohnheim gefunden wurde.
Auf die Bilder klicken zum Vergrößern!

Weitere Lieblingsviecher von mir sind die Geckos hier. Diese tauchen nach schwülwarmen Regenfällen auf und suchen nach Käfern zum Fressen. Bisher habe ich schon drei von denen gesehen, welche aber recht scheu sind und sofort flüchten, sobald man sich bewegt oder einen Ton von sich gibt.

Der hier wartet im Dunkeln am Fliegengitter auf Insekten. Wenn die Käfer vom Licht angezogen auf dem Gitter sitzen dann schlägt der Gecko zu.

Weniger gemütlich wird es bei Mücken, Kakerlaken und Krabbelmonster (undefinierbar abscheulich), welche es sogar bis in die eigenen vier Wände schaffen können.
Mücken verbreiten sich aufgrund der schwülen Wärme besonders rasch und piesacken jeden, welche sich nicht schützt.


Kakerlaken sind nur selten kleiner als drei Zentimeter und krabbeln ab und an auch mal in Häusern herum. Das interessante an ihnen ist: sie können fliegen und machen davon auch angeblich oft gebrauch, wenn man sie in Ecken treibt. Dann gehen sie nämlich zum angriff über und springen einen auch schon mal einen an. Ist mir aber noch nie selber passiert.

Ich hoffe, ich habe meine Leserschaft mit dem Bild nicht vergrault. So sehen Kakerlaken in Japan aus.

Das wohl bisher abstruseste Wesen habe ich noch nie selber gesehen, aber Shu hat damit schon Bekanntschaft gemacht. Mit stattlichen 9 cm hing "es" an der Wand und sieht irgendwie aus wie eine Kreuzung aus Kakerlake und Hundertfüßler. Hier das Beweisfoto:

Was ist das???

Um sich gegen diverse Insekteninvasionen zu schützen, kauft sich der Japaner im Supermarkt kleine "Rauchgranaten" mit Insektenmitteln (und scheinbar auch kleinen Power Rangern), räuchert dann seine Wohnung damit ein, und hat dann den ganzen Sommer ruhe. Die Mittelchen werden auch in der Werbung angepriesen. Leider ist der Spot nicht mehr auf Youtube verfügbar.

Natürlich sind das nicht die einzigen Tierchen, welche hier leben. Ich wollte jedenfalls einmal aufzeigen, wie unterschiedlich die Fauna in einem anderen Land sein kann, und wie man sich daran angepasst hat. Ich hoffe, der Beitrag hat gefallen.


Soweit von mir.


1 Kommentar:

  1. Very enlightening and beneficial to someone whose been out of the circuit for a long time.

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