Freitag, 6. August 2010

Ab ans Meer beim Comic-Gasshuku

Am 03. und 04. August ging es mit dem Manken (Manga-Zirkel der Sophia) auf ein Gasshuku nach Atami. Doch bevor ich davon berichte, möchte ich noch einige Sachen nachholen und etwas genauer über den Zirkel schreiben.

Das Zimmer bzw. die "Hauptbasis" des Manken befindet sich - wie bei vielen anderen Clubs und Zirkeln - in der Hoffmann-Hall auf dem Sophia Campus. Dort bekam der Zirkel vor kurzem ein neues Zimmer. Die Teilnehmerzahl stieg seit dem letzten Semester nämlich rapide an, und fand im alten Zimmer keinen Platz mehr.

Clubzimmer lassen sich überall im Gebäude der Hoffman-Hall finden. Diverse Sportclubs haben hier auch ihre Lagerräume für Utensilien und Co.. Die anderen Zimmer sind in langen, düsteren Gängen aneinandergereiht.

Das hier ist das Zimmer des Manken. Aufgrund des Umzugs sind die ganzen Manga (immerhin zwei Schränke voll) noch in Pappkisten verstaut und es sieht allgemein noch recht unordentlich aus. Die Videospiel-Konsolen wurden übrigens von den Senior-Studenten gestiftet, welche sie nicht mehr brauchten.

Das selbsternannte Ziel des Manken besteht im Zeichnen von Comics und deren Verkauf auf diversen Events. Dazu wird man innerhalb des Zirkels in einer von drei Gruppen (Zeichner, Editoren und Eventplaner) eingeteilt, welche dann ihre spezifischen Aufgaben erledigen müssen. Organisatorisches wird immer in den wöchentlichen Treffen in irgendeinem Klassenzimmer der Uni besprochen. Neben diesen Pflichttreffen, kann man auch in seiner Freizeit das Zirkelzimmer besuchen und Videospiele spielen, Anime schauen, Manga lesen oder sich mit den anderen Leuten unterhalten. An sich eine recht nette, wenn auch etwas seltsame Truppe.

Soweit vom Zirkel. Nun zum Gasshuku!

Wir trafen uns alle am 03. August (Di) gegen 8:45 Uhr im Bahnhof Tokyo und machten uns dann als 20-Leute-Truppe in einer knapp zweistündigen Fahrt nach Atami auf. Dies liegt nördlich von der Halbinsel Izu und hat direkte Nähe zum Meer. Der perfekte Urlaubsort also.

Wer kann Atami finden?

Alle warten auf den Startschuss. Unter den 20 Reisenden waren drei Leute die einzigen nicht-asiatischen Ausländer und sind daher recht auffallend in der Masse gewesen.

Endlich angekommen, ging es gleich in den Ryokan (japanisches Gasthaus), welcher zwar einen recht muffigen Charme der 70er Jahre (oder älter) verbreitete, aber dennoch recht wohnlich und gut ausgestattet war. Es gab sogar eine dunkle Karaokebar und einen kleinen Pool.



Obwohl der Ryokan von außen recht klein wirkte, war sein inneres recht groß, verzweigt und schon fast labyrinthartig. Wir waren im hinteren Teil des Gasthauses einquartiert und mussten auf den Weg zu unseren Zimmern sogar einen kleinen Außenbereich mit Teich und Brücke passieren. Im Zimmer gab es einen Großbildfernseher mit sage und schreibe fünf Kanälen.

Da wir noch etwas Zeit bis zum einchecken hatten, ging ein Teil der Gruppe in das zum Ryokan angrenzende Bowlingcenter, wo wir uns für ein paar Minuten die Zeit vertrieben und Kegel umwarfen.

Gespielt wurden zwei Runden, bei dem unerbitterlich um jeden Pin gekämpft wurde.

Nachdem wir endlich einchecken konnten, verstauten wir unsere Sachen und machten uns zum Strand auf, um die Füße ins Nass zu stecken und um ein japanisches Sommer-Ritual/Spiel namens suikawari ("Melone spalten") zu zelebrieren.

Das ist der Strand in Atami. Am Strand wurde zur Unterhaltung der Badegäste Musik gespielt, welche ab und an von Lautsprecherdurchsagen der Bademeister unterbrochen wurde.



Melonenzerschlagen ist ähnlich wie Topfschlagen. Nur, dass man eine Melone mit verbundenen Augen treffen muss. Wenn mehrere Leute mitspielen wollen, wird die Reihenfolge per Schere-Stein-Papier entschieden und dann nacheinander probiert, bis jemand trifft. Da eine Melone schon an die 3000 bis 4000 Yen (25 bis 33 €) kostet, machen aber viele dieses Spiel aus Kostengründen nicht mehr. Unser Zirkel hatte aber noch genug in der Reisekasse.

Die Meute des Tages. Es sind nicht alle vom Manken mitgekommen. Daher ist das nur ein kleiner Teil derer, welche eigentlich im Zirkel sind.

Nachdem am Strand die Melone geschlachtet wurde und noch ein bisschen körperliche Ertüchtigung in Form von Strand-Baseball und Wellenplanschen gemacht wurde, ging es auch wieder ins Gasthaus zum Abendessen.

Das Essen wurde auf unzähligen Tellerchen und Schälchen serviert und war manchmal in einer Art hergerichtet, welche die Ursprungsform des Nahrungsmittels kaum erkennen ließ. Japanisches Essen halt: Größtenteils frischer Fisch, Gemüse und wenig Zucker oder Fett. Lecker, gesund und satt hat es auch gemacht.

Nachdem nun auch das Abendbrot vertilgt wurde, kam der nächste Punkt im strengen Ablaufplan: Das selbstgemachte Feuerwerk am Strand. In Japan macht man es nämlich nicht zu Neujahr, sondern im Sommerurlaub.

Der Strand bei Nacht. Damit man im Dunkeln nicht ins Wasser fällt, ist er beleuchtet. Wir waren nicht die einzigen Leute mit der Idee ein Feuerwerk zu machen, und so sah man es überall am Strand blitzen, funkeln und höllisch qualmen. Meines Erachtens produziert japanisches Feuerwerk nämlich 20% Licht, 20% Hitze und 60% Qualm.

Einmal ohne Blitzlicht und noch einmal mit. Wir sind unter freiem Himmel, dennoch war überall der Rauch.


Wir hatten übrigens auch Probleme mit der Feuerquelle, denn als das letzte Streichholz aufgebraucht worden war, mussten wir die Flamme irgendwie am Leben erhalten und haben uns gegenseitig die Lunten angezündet.

Als auch die letzte Wunderkerze ausgeglüht war, freuten wir uns schon auf ein Bad im Onsen des Gästehauses und der Party am Abend. Als ich wieder angekommen war, ging es gleich ins Bad und ich warf mir danach den Yukata (jap. Abendklamotten für den Sommer) über, welcher im Ryokan normalerweise immer mit angeboten wird. Ich hatte übrigens die Größe "Spezialgroß" bekommen. So sehe ich übrigens darin aus:

Keine Angst ich bin kein Flaschengeist geworden! Ich habe nur aus Spaß das Bild etwas nachbearbeitet und unbedacht das Original dabei überschrieben.
Übrigens: Wenn man den Türrahmen im Hintergrund mit meiner Körpergröße vergleicht, dann kann man erahnen, wie ich die ganze Zeit im Gasthaus herumgelaufen bin.


An diesem Abend wurde es recht spät und so erhielten manche von uns nur 3 bis 4 Stunden Schlaf in dieser Nacht. Am nächsten Morgen wurden nach dem Frühstück die Zimmer aufgeräumt, ausgecheckt und alle haben sich wieder gegen 13:00 Uhr auf dem Rückweg gemacht. Dieses Gasshuku war die letzte Chance die Leute des Manken zu sehen, bevor ich wieder abreise. Ich habe mich von allen verabschiedet und bin dann der abfahrenden Bahn entgegen gerannt.

Im Nachhinein kann ich über den Manken viele positive Dinge wie Lebhaftigkeit, Kreativität und auch eine gewisse "Eigenartigkeit" nachsagen. Aber die Kommunikation gehört leider nicht dazu. Da viele der Mitglieder wenig Ausländer-Erfahrung haben, sind sie sehr reserviert beim Kontaktaufbau gewesen und blieben doch lieber unter ihresgleichen. Da ich dadurch nur sporadisch Gespräche mit einigen Leuten führen konnte, blieb bei mir kaum ein Name hängen und auch das Vermissen wird mir schwer fallen.

Jedoch sehe ich die auf dem Gasshuku gemachten Erlebnisse als einmalige Erfahrungen.


Soweit von mir.


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