Montag, 2. August 2010

Ein kleiner Sommer-Sammeleintrag

In den letzten 3, 4 Tagen war eine ganze Menge passiert. Da ich nicht alles in separate Einträge packen möchte, stelle ich sie hier mal zusammen und arbeite mit Zwischenüberschriften.

Kamakura - Strand und Meer

Am 31. Juli (Sa) wollte ich eigentlich zum Sumidagawa (Fluss) in Ueno gehen, um das dortige Feuerwerk zu sehen. Da ich aber gehört habe, dass es dort traditionell sehr überfüllt und schwitzig heiß ist, hat mich die Motivation verlassen. Stattdessen bin ich dem Vorschlag von Nami gefolgt und zusammen mit ihr, Shu und Liane an den Strand von Kamakura gefahren.

Gegen Mittag sind wir also zu viert am Strand eingetrudelt und haben uns im Sand ausgebreitet, einen Sonnenschirm gemietet und uns mit Sonnencreme eingeschmiert, damit uns die Sonne nicht in Briketts verwandelt.

Die Meute des Tages. Wir hatten alle Spaß (sieht man am Grinsen).

Aus insgesamt vier Decken und Matten zauberten wir eine recht bequeme Liegefläche. Wir suchten uns eine der weniger überlaufenen Stellen am Strand aus, denn in der Ferne sahen wir die Menschenmassen aneinander gedrängt im Wasser planschen, was wir nicht so gerne machen wollten.

Das Wasser war recht angenehm und man konnte herrlich mit den hohen Wellen kämpfen bzw. sich mit ihnen treiben lassen. Ab und an streiften uns im Wasser zwar ein paar Algen oder Quallen, aber das tat dem Spaß im Nass keinen Abbruch. Am Strand selbst konnte man hier und da braungebrutzelte Kerle mit ihren Freundinnen herumlaufen sehen, welche sich gegenseitig mit Sand panierten oder Ball spielten.


Genauso wie die Damen jeden Sonnenstrahl meiden, um eine möglichst helle Haut zu bewahren, so versuchen die Herren der Schöpfung auch nur jedes Quäntchen UV-Strahlung in Bräune umzuwandeln. Schönheitsideale halt. Die Sonne verschwand zwar gegen Nachmittag, aber die Wärme blieb. Daher war es dann auch ohne Schirm noch recht angenehm im warmen Sand.

Nach fünf Stunden haben wir uns wieder zum Bahnhof aufgemacht und aßen noch einen Happen, bevor es wieder nach Hause ging. In Warabi angekommen hörten wir auf den Weg zum Wohnheim Musik. Wir gingen der Sache nach und entdecken einen größeren Platz mit Bühne, Lampignons und Buden, auf dem scheinbar ein traditioneller O-Bon Tanz aufgeführt wurde. Komischerweise war das O-Bon Fest aber schon vorbei, was uns aber jedoch nicht davon abhielt dem Spektakel zuzuschauen.

Als uns aber plötzlich die Mückenplage heimsuchte, hielten wir es nicht mehr länger aus und gingen wieder zum Wohnheim zurück.



O-Bon ist das japanische Totenfest, an dem die Seelen der Ahnen aus den Gräbern steigen und die Familien besuchen. Bon wird in Japan an verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Traditionen unterschiedlich zelebriert. Wer daher also gerne etwas mehr über diese Festzeit erfahren möchte, den empfehle ich an dieser Stelle Wikipedia.


Sommerfest und Feuerwerk - Abschiedsfeier

Am Sonntag dem 01. August war für Shu und mich ein Abschiedstreffen mit einigen Freunden vom Deutsch-Gasshuku geplant. Nami konnte leider nicht mehr mitkommen, da sie an diesem Tag abreiste. Auf der Liste stand ein Besuch des "Natsu-Matsuri" (Sommerfest) in Ueno, ein gemeinsames Essen und ein japanisches hanabi (Feuerwerk) am Arakawa (Fluss) in Nishikasai.

Gegen 14:30 Uhr fanden wir uns alle am Ueno Bahnhof ein und machten uns in einer Sechsergruppe zum Park auf. Dort angekommen liefen wir eine Runde um den See und stellten fest, dass das eigentliche Sommerfest in einem separaten Bereich stattfindet und ein Konzert war. Da uns aber der Künstler nicht interessierte bummelten wir einfach weiter, schauten uns einen Miniflohmarkt an und aßen eine Riesenportion kakikoori (Eis).

Ich bin zwar schon viele Male in Ueno gewesen, habe aber noch nie eine so große Runde um den See gedreht. Die Zikaden waren übrigens zu dieser Zeit am lautesten und nervten mit ihrem Zirpen.

Große, bunte Eisberge im Plastikbecher.

Mit Wasserbauch fuhren wir in Richtung Nishikasai, wo nach und nach noch weitere Leute dazukamen, bis wir eine stolze Gruppe von 11 Leuten waren.

Die Meute des Tages nach dem Essen.

Wir gingen in ein Restaurant und haben ausgiebig und lecker gegessen, als eine Weile später mir, Shu und Shuuhei kleine Päckchen und Tüten in die Hände gedrückt wurden. Dazu kam noch eine kleine Torte mit unseren Namen und ich habe realisiert, dass dies Abschiedsgeschenke waren.

Auf der Torte waren drei Schokoplättchen mit unseren Namen, sowie einer dankenden oder anspornenden Zeile für jeden von uns. In diesem Moment war ich ernsthaft zwischen Freude und Trauer hin und hergerissen.



Das sind die kleinen Geschenke, welche Shu und ich bekommen haben. Ich halte ein kleines Kissen aus Binsengras (für Tatamimatten verwendet) und ein fuurin (Windglöckchen).

Als es draußen dunkelte, machten wir uns auf dem Weg zum Arakawa und hörten schon von weitem, wie das Feuerwerk losdonnerte. In der Angst mein erstes Feuerwerk in Japan verpassen zu können, beschleunigte sich meine Schrittzahl. Jedoch liefen die anderen sorglos und gemütlich weiter, denn das Feuerwerk würde eh nicht so schnell aufhören. Ich war halt noch nicht gewohnt, dass die Feuerwerke hier oftmals mehr als eine Stunde andauern und man daher nicht hetzen muss.
Am Arakawa angekommen suchten wir uns eine kleine Niesche zwischen den andern Leuten und sahen dem Farbenreigen zu.




Das Feuerwerk dauerte gut eineinhalb Stunden und war von unserem Standpunkt aus gut zu sehen. Mir gefiel das Panorama mit der Schnellstraße und der Skyline.


Nachdem alles abgefackelt wurde und auch der letzte Funken verglüht war, machte sich wahrscheinlich halb Tokyo auf dem Nachhauseweg. Wir warteten eine Weile und folgten dann dem schwächer werdenden Menschenstrom zum Bahnhof. Dort verabschiedeten wir uns noch alle voneinander und trennten uns dann nacheinander in der Bahn auf dem Weg nach Hause.

An diesem Tag haben wir uns alle wahrscheinlich das letzte Mal treffen können. Für längere Zeit.


Aufbruchsstimmung im DK House

Seit dem 29. Juli (Fr.) begannen bei vielen Bewohnern des DK House die Heimkehrvorbereitungen. Hätte ich meinen Vertrag nicht verlängert, wäre ich in dieser Zeit ebenfalls sehr beschäftigt gewesen.

Fast jeder machte sauber, entsorgte seinen Müll und hinterließ nicht verbrauchtes Essen in der Küche als "Take Free". Nun liegt ein riesiger "Kadaver" an Gewürzen, Soßen, Puddings, Eiern, Zwiebeln und noch vieles vieles mehr in der Küche und wartet darauf von den übrigen Bewohnern zersetzt zu werden. Aber wer braucht schon geschätzte zwei Liter Tabasco oder 30 Scheiben Toastbrot?

Etwas Brauchbares konnte man auch in der Box ergattern, welche im Eingangsbereich des DK herumstand. Kurzfristig entwickelte sich die sogenannte "Take-Free" Box zur "Take-Free" Zone, als scheinbar 80 Prozent des Wohnheims seine Klamotten, Shampoos, Bücher und Kissen dort ablud. Leider habe ich keine Fotos gemacht, aber stellt euch am besten einen Stand auf einem Flohmarkt vor, auf dem man fast alles bekommen kann, was das Herz begehrt. Sogar Fernseher und Reiskocher.
Auch ich habe ein bisschen herumgesucht und bin nun für den Rest meines Aufenthaltes mit Shampoo eingedeckt. Von den Zahnbürsten habe ich jedoch etwas Abstand gehalten. Ich habe auch ein Buch gefunden, welches ich im ersten Semester in der Sophia-Uni benutzen musste. Damals habe ich es mir von einer Freundin ausgeliehen und musste es zurückgeben. Nun liegt ein anderes "Free" in meinem Zimmer (samt Hörbeispiel-CD).

So gut dieser Massenauszug auch sein mag, es gibt ebenfalls schlechte Seiten: Nachdem alle ausgezogen waren (größtenteils Amerikaner) war es totenstill im DK. Für einen Tag traf ich kaum auf andere Personen und auch in der Lounge war es ungewohnt still. Auch war der Abschied von Sven, Tina und Marlene und den anderen Gesichtern, an welche man sich hier gewöhnt hat, sehr schwer.
Nun brach auch die Zeit an, vor der mich damals Virgine (Freundin aus Frankreich; lebte auch im DK) warnte: Die Franzosen kommen! Und tatsächlich: Insgesamt trafen in den letzten Tagen an die 30-40 Franzosen hier ein. Am 01. August kamen 25 von ihnen, sodass ich sogar dem Wohnheimmanagement beim Einweisen aushelfen musste. Leider scheint es vielen Franzosen schwer zu fallen die Englische Sprache zu verstehen, sodass es wiederum mir schwer fiel mit ihnen zu kommunizieren. Mit einigen von ihnen komme ich aber auch recht gut klar und habe schon interessante Unterhaltungen geführt.


Soweit von mir

...

Das war nun ein wirklich langer Beitrag und ich entschuldige mich für die Länge, aber wenn ich noch einen Tag gewartet hätte, dann wäre wahrscheinlich noch mehr dazu gekommen.

Mal schaun', was sonst noch so kommen wird.


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